Dienstag, 1. März 2011

Eröffnung !!!



Die letzen Schritte zur Restaurant Eröffnung





 


Nun haben wir es trotz allen Stolpersteinen und anderen Herausforderungen geschafft unser “2 Swiss Ladies” zu eröffnen  Es war noch ein harter Weg, aber seit dem 12.2.2011 haben wir geöffnet.








Wir haben neben ghanaischem Essen auch europäische Küche.

- Käseschnitten mit einem Spiegelei
- Rösti mit Frikadellen (Hackfleisch Ballen)
- Spätzle mit oder ohne Käse mit Frikadellen
- Spagetti mit Sauce Bolognaise
- Tuna Salat
- Chef Salad
- Ragout mit Pasta, Reis oder Rösti
- Spinal Eintopf nach Grossmutter Art




Die letzen paar Wochen waren hart, es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten unsere Koffer packen können und nach Hause fliegen. Wir hatten kaum mehr Kapital (Warum, ist in den Blogs Beschissen beschrieben). Aber wir haben das grosse Glück Familien zu haben die uns nicht im Stich lassen. Die Eltern meiner Freundin und Geschäftspartnerin waren im November 2010 hier zu Besuch, ich glaube es hat ihnen gefallen. Sie konnten sich ein Bild von unserer mehr oder weniger prekären Situation machen.

Wir sind so kurz vor dem Ziel, wir wollten nicht aufgeben. Nach dem ihre Eltern wieder in der Schweiz waren haben sie uns CHF 6000.-- geschickt, dass hat uns sehr geholfen, aber fertig wurden wir damit doch nicht.

Ein nachträglich grosses Dankeschön an die Eltern meine Freundin.

Nun kam das Jahr 2011 und es gab eine Teuerung von rund 30%. Die Preise in Ghana schnellten in die Höhe, einfach unvorstellbar. Keine Ahnung wie dies das ghanaische Volk verkraftet.

Ganz deutlich war dies beim Autotanken spürbar, nun hatten wir für 40 Ghc den Tank nur noch ¾ voll und vorher einen vollen Tank!

Uns fehlte das Geld einfach hinten und vorne, wir wussten bald nicht mehr was wir machen sollen. Dabei kam uns die Idee, dass wir unser Haus verkaufen könnten und uns was kleineres Bauen auf dem Grundstück, dass uns beim Restaurant noch blieb. Da uns ja so oder so keine Zeit mehr für das Betreiben unseres Gästehauses bleibt, wenn das Restaurant einmal steht, ist unser Haus mit 5 Zimmern einfach zu gross,. Manuela und ich leben in 2 Zimmern , die Küche und die Essecke wird benutzt, der Rest des Hauses ist leer.

Meine Kellnerin Lucy immer
 ein Lächeln auf
dem Lippen. Ich geniesse mein
Fufu mit Erdnusssuppe

Wir haben 2 Zettel an unser Auto geklebt “ 5 Bedroom house to sale” und die Telefonnummer. Da man hier in Accra ja sowieso immer irgendwo im Stau steckt, ist das die beste Werbung oder Anzeige Tafel. Wir bekamen sehr viele Anrufe, auch von Agenten die das Verkaufen des Hauses übernehmen wollten, klar bei dem Preis den wir verlangt haben kommt ganz schön was an Provision zusammen. Die nehmen 5% vom Käufer und 5% vom Verkäufer, bei einer Verkaufssumme von 200’000 Ghc etwa 150’000 Dollar eine ganz schöner Batzen Geld.

Wir hatten viele Interessenten, die Leute waren begeistert vom Ausbau unseres Hauses, wir haben alles mit Liebe eingerichtet. nur der Preis hat sie abgeschreckt, aber verschenken wollten wir unser Haus ja nicht und der Preis für unser Hause sei gerechtfertig habe ich mich informiert.

Unser schönes Haus 5 Zimmer und ein
Riesen Vorplatz

Die Nachbarn haben uns gefragt, ob es uns den wirklich Ernst sei mit dem Verkauf. Victoria unsere Frisör Nachbarin, hat geweint als wir ihr gesagt haben, dass wir das Haus verkaufen müssen. Sie würde für uns Beten, damit es eine andere Lösung geben würde. Aber wir haben keine andere Wahl, wir brauchen ganz dringend Geld.

Ende Januar 2011 kamen meine Mutter mich besuchen. Ich kann es kaum erwarten sie wieder zu sehen. Um hier mal ganz ehrlich zu sein, als ich in Ghana ankam, habe ich behauptet wohl kaum in der Schweiz irgend etwas zu vermissen, aber es ging kein Jahr und das Heimweh hat mich gepackt. Ganz besonders meine Familie und vor allem mein Sohn.


Meine beiden Perlen Lucy und Irene
Ich glaube wenn nicht so viel schlechtes hier in Ghana passiert wäre, würde es wohl mit dem Heimweh nicht so schlimm sein. Wenn man so enttäuscht, beschissen und hintergangen wird, würde man ( ich auf jedenfalls) sich in den Schoss der Familie und Freunde verkrümmeln um wieder positive Energie zu tanken.

Deswegen war ich so glücklich als meine Mutter mir mitteilte sie würde am 23.1.2011 einfliegen und ich sie am Flughafen Kotoka in die Arme schliessen konnte.

Lange habe ich meiner Familie nicht wirklich erzählt, was hier in Ghana los ist, ich hatte einfach nicht dem Mumm dazu, wer gibt schon gerne zu, dass er beschissen worden ist und auf die Schnauze gefallen, aber noch liegen wir nicht ganz am Boden.


Die Bar, die Ghanaer alzu gerne besuchen
 und einen heben, besonders die lokalen
Drinks die es hier  zu Hauf gibt.
Ich tat mich auch lange schwer damit, die ganze Geschichte in einem Blog zu verfassen, aber ich dachte mir, dass ich vielleicht mit meiner Geschichte ein paar Leute davor bewahren kann, in die gleiche Scheisse rein zu treten. Sie sind die Blogs “Beschissen” entstanden.

Auch meine Familie hat sie gelesen, meine Schwester hat sie für meine Mutter ausgedruckt, damit auch sie alles lesen konnte. Sie hat mich anderen tags angerufen und mir erzählt sie habe nach dem sie alles gelesen hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht und da reifte in ihr der Entschluss, dass sie mich unbedingt in Ghana besuchen muss. Meine Mutter ist 78 Jahre alt und geht am Stock. Ich werde ihr das nie vergessen. Diese Reis auf sich genommen zu haben, um mir hier zur Seite zu stehen.



Unser Grill Marke Eigenbau, aber er
erfüllt seinen Zweck.

In der ersten Nacht nach ihrer Ankunft, haben wir kaum ein Auge zubekommen, wir hatten uns so vielen zu erzählen und sie wollte noch mehr Details hören von unserer Geschichte.

Danke “Mütti” hier ein ganz besonderer Dank an meine Mutter! Ich liebe Dich.


Wir sind gleich anderen tags losgezogen um einzukaufen mit einer grossen Einkaufliste für unser Restaurant. Die Küche war noch leer- Tisch und Stühle für das Gartenrestaurant, da ja alles im Freien unter einem Dach ist. Einen Generator und eine Pumpe um das Wasser aus dem Tank in die Küche und Toiletten zu pumpen. Eine Tiefkühltruhe, Geschirr, Besteck, Gläser und und ...........

Was die Kochgeräte anbelangten die unsere Köchin für die lokalen Speise Zubereitung braucht, da wollen wir dann mit ihr selber gehen, sie weiss am bestem was sie benötigt.

Sophie meine Köchin
Lange haben wir darüber nachgedacht wie wir die Gäste vor der Sonne schützen können, Afrikaner sitzen nicht sehr gerne in der Sonne, also muss was her, das einiger massen aus sieht aber nicht teuer sein darf. Alle möglichen Varianten haben wir uns angesehen, vom Zeltdach mit Stangen über Sonnenschirme, aber das hat uns alles nicht befriedigt. Da kam meinem lieben und treuen Freund Nana die Idee, wir sollen doch ein Strohdach, mit Bambusstangen machen. Diese Idee hatten wir auch schon, nur haben wir sie wieder verworfen, die Preise die die von uns wollten, waren einfach unglaublich (Obruni Preise).
Nana hat aber einen Schreiner und den hat er so lange bearbeitet bis wir es zu einem vernünftigen Preis bekam und nun haben wir unseren sogenannte “Summerhut” Ich bin richtig glücklich.
Nun fing unser Restaurant langsam wie eines aus zu sehen und die Leute die vorbei gingen haben neugierig rein geschaut und gefragt was das denn werden soll. Unsere Chancen das Restaurant zu eröffnen wurden immer grösser. Aber es war noch viel zu tun.




Meine beiden Bodyguards


Wir haben eine wunderbare Köchin gefunden, Sophie, sie hat in einem Hotel gearbeitet, dem Coco Beach, gehört nun zu unserem Team. An einem Sonntag hat sie für meine Freundin, meine Mutter und mich eine Probe Essen gemacht, es hat wunderbar geschmeckt.


Das grosse Probekochen, aber sie hat bestanden
Unsere Küche zu Hause

Unsere beiden Kellnerinnen sind auch ein Glücksgriff. Irene ist die Tochter unsere Frisör Nachbarin Victoria (auch in einem früherer Blog erwähnt, “wie wir leben”)

Lucy habe ich kennen gelernt, als ich mal wieder Anhalten mit genommen habe, zur nächsten Busstation, wie ich das öfters mache, wenn ich alleine im Auto bin oder mit meiner Freundin. Weil gerade an den Wochenende kaum Trotros (Kleinbusse in Ghana) fahren und wenn dann sind sie meistens überfüllt und bieten kein Platz mehr für die Leute die da an der Strasse stehen wo wir wohnen. Ich habe schon manches “GOD bless you” dafür bekommen.


Lucy hat schon in einem kleinen Spot gearbeitet, aber als Köchin. Ich habe ihr gesagt, dass ich eine Kellnerin brauche, sie hat sich bereit erklärt und ich habe ihr gesagt wenn unsere Restaurant so gut läuft, dass wir eine zweite Köchin brauchen, kann sie nach rücken. Sie und Irene wohnen in der Nachbarschaft und so können wir nachts nach Arbeitsschluss alle zusammen nach Hause fahren.


Das Takeaway
 Meine Mutter war 4 Wochen hier, sie hatte den Flug noch umgebucht von hier aus, weil sie nicht nach Hause fahren wollte. Ich habe die Zeit mit ihr genossen, wir waren uns schon seit Jahren nicht mehr so na, wie in dieser Zeit. Ich habe nur bedauert nicht viel mehr Zeit für sie gehabt zu haben. Wir haben aber doch ein paar Ausflüge unternommen. Cape Coast und Elmina die Sklaven Forts vor haben sie sehr beeindruckt.

Nach einer Woche wurde ihr der Verkehr und das Gewusel in Accra doch zu stressig und sie wollte lieber im Haus bleiben oder bei uns im Restaurant. Sie hat uns den Haushalt geschmissen und hat gebacken, ich hätte sie glatt als Hausmädchen eingestellt. - Ja das ist meine Mutti!

Um in Ghana ein Restaurant zu eröffnen, braucht es auch einige Bewilligungen und einen Gesundheitscheck für alle Angestellten, inklusive wir die Besitzer. Das Blut, der Urin und der Stuhl wird untersucht. Nach der Untersuchung bekommen alle einen Ausweis, der alle Jahre erneuert werden muss.

AMA Health hat unser Restaurant inspiziert und für gut befunden, dass wir eröffnen können. Na wir haben ja auch nach Schweizer Standart gebaut, hätte mich gewundert wenn sie was zu bemängeln gehabt hätten und genug Schmiergeld haben wir auch bezahlt, hätten wir nicht, wäre die Mängelliste lang gewesen und wir hätten nichts dagegen tun können.

Am 12.2.2011 war dann der grosse Tag der Eröffnung, wir haben überall Flyers verteilt und einige VIP’s eingeladen. Leider konnten wir uns keine Eröffnung leisten wie mir eigentlich vorschwebte, mit Lifeband und einer traditionellen Tanz - und Trommel Gruppe, dafür reichte leider das Geld nicht. Also haben wir einfach sonst lautet Musik gemacht und der Tag war wunderschön. Ich war so glücklich meine Mutter als Vertreterin der Familie dabei zu haben.

Am folgenden Tag dem 13. Februar war mein Geburtstag. Wir haben ihn gebührend gefeiert. Gäste waren nicht viele gekommen darum haben ich mit allen Angestellt an einem grossen Tisch gefeiert, es war eine wunderschönen Geburtstag.

Mein 55igster Gebrutstag
zusammen mit meiner Mutter
  

Wir haben beschlossen am Montag einen Ruhe Tag zu haben, da wir noch nicht genug Leute sind um in Schicht arbeiten zu können. Wir müssen im Moment alle einwenig hart durch, aber ich habe ein wunderbares Team und wir ziehen alle am gleichen Strick. Es ist nur einer, aber den werden wir Ende Monat entlassen, zusammen mit seiner Frau.. Er hockt den ganzen Tag nur rum und plötzlich ist er wieder irgend wo verschwunden, einfach weil auch zu wenig zu tun ist für ihn. Wir haben kein Geld so jemanden zu bezahlen, ist auch nicht richtigen den anderen gegenüber, die sich wirklich die Beine ausreissen. Seine Frau arbeitet nicht sauber und ignoriert die Anordnungen von Sophie der Köchin. Im Nachhinein habe ich jetzt noch erfahren, dass die zwei klauen.

Mit unserem Beschiss sind wir noch nicht weiter, der Fall wurde ja jetzt von der Bande bestochen und liegt nun in einer Schublade vergraben auf dem Polizei Hauptquartier. Aber wir geben nicht auf, ich habe da ein paar Kontakte knüpfen können bis hoch in die Regierung. Ich möchte aber noch nicht zuviel darüber reden, es braucht halt hier auch alles seine Zeit.

Die Chefin hinter der Theke


Langsam tasten sich meine Freundin und ich an die Gastronomie Welt heran, es ist für uns beide neu Land. Buchhaltung, Einkaufen, Inventar, Personalführung, ist alles ein wenig anders in Europa.

Wir gehen Einkaufen auf dem Markt. Da bekommen wir zu ziemlich alles was wir für die lokale Küche brauchen. Fisch kaufen wir beim Fischhändler. Später wollen wir dann selber nach Tema auf den Fischmarkt, es lohnt sich aber erst ab einer gewissen Menge Fisch.

Ich kann leider das Einkaufen auf dem Markt nicht geniessen, meistens geht meine Köchin alleine und ich warte draussen auf sie. Wenn die Marktfrauen meine Gesicht sehen, schnellen die Preise gleich in die Höhe. Hier geht man immer davon aus, dass weiss unbedingt Geld haben und man sie ruhig einwenig ausnehmen kann. Im Moment geht es uns nicht besser als jedem anderen Ghanaer der ein Lokal betreibt in der Grösse.

Der erste Monat ist rum, zwar nur der Halbe, aber immerhin haben wir die Löhne nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen und es ist noch einwenig übrig geblieben.

So das wär’s mal fürs erste. Dieser Blog ist entstanden weil mich Leser/innen darauf aufmerksam gemacht haben, dass sie gerne wissen möchten wie es denn nun bei uns weiter gegangen ist, nach dem grossen “Beschiss.